Zu den Kunstschätzen der Nedlitzer Kirche gehört ohne Zweifel das große Wandbild "Auferstehung Jesu". Bei den Restaurierungsarbeiten wurde im Turm der Kirche ein zusammengefaltetes Bündel gefunden, das sich als ein Gemälde von 1630 zum Thema "Auferstehung Christi" entpuppte. Das Bild mit den Maßen 125 x 175cm befindet sich in schlechtem aber reparabelem Zustand. Es wurde von der Restauratorin Frau Meussling aus Plötzki auf einen einfachen Holzrahmen aufgezogen und hängt seitdem im Kirchenschiff. Auf diesem Wege ein herzliches Dankeschön an Maria Meussling, dass sie das Bild in unsere Kirche zurückgebracht hat. In der Mitgliederversammlungen des Fördervereins 2015 und 2017 wurde die Renovierung dises Bildes als nächstes großes Projekt beschlossen.
Eine besondere Überraschung brachte der Besuch von Herrn Rudolf Bönisch aus Lübbenau (Spreewald) in der Nedlitzer Kirche. Es folgen Auszüge aus seiner Mail vom 16.4.2016 an Manfred Kuhnert und den Förderverein:
"Zunächst bedanken wir uns ganz herzlich für die ausführliche Kirchenführung, die wir von Ihnen in Nedlitz genießen durften. Wir haben sehr viel erfahren und es war uns eine große Freude die Gemälde sehen zu können, wozu wir eigentlich nach Nedlitz gekommen waren. Danke auch für Ihre Mail mit den Fotos des großen Gemäldes, die nun zusammen mit meinen eigenen Fotos vieles vom "Geheimnis" dieses Bildes erhellen.
Es ist eine bekannte, aber leider wenig verbreitete Tatsache, dass der überwiegende Teil aller Bildwerke in unseren evangelischen Kirchen Kopien von Holzschnitten oder Kupferstichen darstellen. Die Maler und Bildhauer der Renaissance und des Barock haben somit auf Kupferstiche zurück gegriffen, um die neuen Altäre, Kanzeln, ggf. Taufsteine und Emporen mit Gemälden oder mit Reliefdarstellungen zu versehen. Damals gehörte die Kopie zum guten Ton. Offensichtlich war ein Künstler ein guter Maler oder Bildhauer, wenn er nach Vorlagen arbeiten konnte. Dabei wurde aber auch geändert, Bilder zum Teil aus zwei Kupferstichen zusammengesetzt und Ergänzungen vorgenommen. Heute gibt es nun nur sehr wenige Forscher in Deutschland, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Ich tue dieses seit mehreren Jahren und habe auf diesem Gebiet schon mehrfach publiziert und arbeite auch an umfangreichen Veröffentlichungen der Bilder im Zusammenhang mit ihren druckgraphischen Vorlagen. Diese in Archiven, Kupferstichkabinetten und Museen sowie im Internet aufzufinden, ist nicht ganz einfach und dauert manchmal lange.
Für das Nedlitzer Abendmahlbild an der Predella habe ich die Vorlage noch nicht gefunden. Aber für die Kreuzigungsszene, die bei Ihnen an der Wand des Chores hängt, habe ich eine Kopie des Kupferstiches. Es handelt sich um einen Kupferstich des Niederländers Jan Sadeler (Johann Sadeler I.), der den Stich wiederum nach einem Bild von Maarten de Vos 1582 gestochen hat. Damit lag das Gemälde von de Vos nicht mehr nur einmal vor, sondern konnte per Verkauf vielfach "in alle Welt" gelangen. Der Stich ist also nach Nedlitz gekommen. Ich kenne nur noch eine einzige andere Kopie von diesem Stich. Diese befindet sich in der Kirche von Booßen bei Frankfurt an der Oder.
Und nun zu dem besonderen auf Leinen gemalten Bild. Auch dieses Bild ist eine Kopie von einem Kupferstich. Und: Diesen Kupferstich habe ich als Kopie in meiner Sammlung. Dieser wurde von Hieronymus Wierix nach einer Vorlage von Maarten de Vos 1585 gestochen. Maarten de Vos war schon Inventor des Kreuzigungsbildes. Veröffentlicht wurde dieser Stich von Joannes Baptista Vrints. Das Leinwandgemälde ist eine fast 100 %ige Kopie dieses Stiches. Der Stich heißt: "CHRISTUS ÜBERWINDET DEN SATAN UND DIE SÜNDE". Es ist damit ein Thema der Auferstehung Christi von den Toten."
Der Förderverein bedankt sich herzlich bei Herrn Bönisch. Wir hoffen auf weitere Zusammenarbeit. Vielleicht entsteht daraus eine kleine Broschüre über die Bilder in der Nedlitzer Kirche.
Unser Vereinsmitglied Birgitt Fortmann hat zum Maler des großen Bildes Christi Auferstehung de Vos recherchiert:
Theologische Aussage
Christus hat den Tode überwunden. Er ist auferstanden. Der auferstandene Christus triumphiert über den Teufel und die Sünde in Gestalt einer Schlange, die er mit Füßen tritt. Er hält ein großes Holzkreuz in der Linken, die Rechte ist zum Segen erhoben. Um sein Haupt strahlt eine Gloriole, umgeben von Cherubim im Wolkenkranz.
Kunsthistorische Betrachtung
Das Original über dessen Verbleib ich nichts herausfinden konnte, stammt von dem flämischen Meister Marten de Vos (1532 bis 1603). Originale von de Vos hängen unter anderem im Louvre und im Rijksmuseum in Amsterdam. Im Schlossmuseum in Antwerpen sind mehrere seiner Werke ausgestellt. Er hat an der Ausstattung der Celler Schlosskapelle unter den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg maßgeblichen Anteil. De Vos war ein Schüler Tintorettos, in dessen Werkstatt er gearbeitet hat. Hier hat er an mehreren Bildhintergründen mit landschaftlichen Motiven mitgewirkt. Zu seinem Umfeld zählten Michelangelo und Paolo Veronese. Mit Pieter Bruegel d. Ä. war er befreundet. Eine Auswahl seine Bilder findet man unter WIKI ART, Stichwort Marten de Vos.
Einige seiner Bilder hat der Kupferstecher Hieronymus Wierix (1553-1619) als Vorlage für seine Kupferstiche genommen. Auch „Christi Auferstehung“ diente als Vorlage. Von den Kupferstichen sind einige erhalten. Von den Kopien ist als Ölgemälde in Deutschland nur ein weiteres Bild, das wohl den Kupferstich als Vorlage hatte, bekannt. Dieses befindet sich in der Kirche von Booßen (Nähe Frankfurt Oder). Über die Entstehung des Bildes in der Nedlitzer Kirche ist bisher nichts bekannt. Gestiftet wurde es von A.S. Hahn, der Witwe des Gutsbesitzers Johann Eichel Edler von Rautenkron, der u.a. in den Diensten der Herzöge von Braunschweig Lüneburg stand. Frau Hahn hat die Nedlitzer Kirche großzügig unterstützt. Von ihr wurde auch die Taufschale gestiftet.
Nun haben wir es geschafft: nach 7 Jahren Geld sammeln und vier Förderanträgen an verschiedenste Institutionen haben wir einen Förderbescheid von der Kirchlichen Stiftung Kunst- und Kulturgut erhalten. Die Volksstimme vom 2.11.2023 berichtet. Klicken Sie zum Artikel bitte auf den Link.