Das Jahr 2014
Seit vielen Jahren spart der Förderverein Geld für die Glockensanierung. Entgegen den Befürchtungen des Glockensachverständigen konnte durch das Streichen der Glocken mit Rostschutzfarbe die Korrossion aufgehalten werden. Das "professionelle" Leuten durch die Nedlitzer Glöckner hat gleichfalls dazu beigetragen, dass sich der Zustand der beiden Eisenglocken nicht verschlechtert hat. So entstand das Projekt, wieder die dritte Glocke in den Turm zu holen. Angebote wurde eingeholt. In der Mitgliederversammlung im Januar 2014 hat der Förderverein einen Beschluss gefasst und den Vorstand beauftragt, erforderliche Maßnahmen zu ergreifen. Der Auftrag für den Glockenguss ging nach Lauchhammer und der Auftrag für den Einbau der Glocke in den Turm zur Firma Heidenau.
Im März 2014 wurden die Nedlitzer Stahlgussglocken von Herrn Remenz, Glockengießerein Lauchhammer, erneut vermessen. Von ihm stammt folgendes Protokoll für die beiden Weule-Glocken aus dem Jahre 1922:
I II
N: b1-1 c2-4
U: b°-8 c1-2
P: b1+7 des2-1
T des2 +/-0 es2+2
Q f2 -10 g2-2
O b2-1 c3-4
Beim Anschlagen ist eindeutig die Sekunde zu hören. Um eine reine Quarte zu erhalten, würde ich die neu zu gießende Bronzeglocke auf es2-1 setzen. Die Terz der Glocke 2 ist nicht stark, sodass dort keine Reibung zu befürchten ist.
Damit wurde der Klang der neuen Glocke in Harmonie zu den beiden vorhandenen Glocken festgelegt.
Glockenguss am 26.9.2014 in Lauchhammer
Mit einem modernen Reisebus fahren 43 Nedlitzer und Gäste nach Lauchhammer. Die Organisation lag in den Händen von Gesina und Werner Meyer. Um 7:30 geht es am Kirchplatz los. Die Fahrt ist kurzweilig und mit Gesprächen und kleinen Schnapsfläschchen schnell vorbei. Um 11 Uhr wartet bereits das Mittagessen in einer Lauchhammer Gaststätte. Danach geht es weiter zur Werkskirche der Gießerei - jetzt "Kulturhaus" der Stadt Lauchhammer. Nach einem kleinen Orgelkonzert von Herrn Remenz folgt eine Andacht geleitet von Stefanie Kregel und Margitt Weber vom Gemeindekirchenrat und dem Vereinsvorsitzenden Dr. Peter Weber. Es wird gebetet, dass der Guss gelingen möge. Die Zeit eilt und wir wechseln nach einer Arbeitsschutzbelehrung mit nur wenigen Schritten zur Gießhalle. Der folgende Film zeigt den Glockenguss pünktlich 13 Uhr zur Todesstunde Jesu (2 Stunden Zeitunterschied zu Jerusalem). Der Guss beginnt mit den Wortern des Gussmeisters: "In Gottes Namen - wir gießen". Alles geschieht zum Lobe unseres Herrn.
Nach dem Gießen erfahren wir vom Gießmeister ausführlich, wie eine Glockenform hergestellt und der Guss vorbereitet wird. Es ist ein beeindruckendes Handwerk. Für eine "Kasten-Bier-Spende" erhalten wir das Holzmodell mit der Form unserer Glocke, die wir in der Kirche aufhängen werden. Nach einer Stunde Besuch im Glockengießemuseums geht es wieder nach Hause.
Die Glocke im Turm - Andacht am 25.10.2014
Auf einer Palette wird die 183kg schwere Glocke nach Nedlitz geliefert. Sie ist wunderschön geworden. Immer wieder hören wir von Fachleuten, dass in Lauchhammer die Glocken mit der schönsten Oberfläche gegossen werden. Der Name "Glaube" ist deutlich zu lesen. Über 60 Nedlitzer und Gäste stehen vor der Kirche. Ein großer Kran ist in Position. Dr. Weber berichtet über die Geschichte der Nedlitzer Glocken. Immer war es ein Krieg, der zum Verlust der Bronzeglocken führte. Er wünscht der Glocke und den Nedlitzern, dass niemals wieder eine Glocke für einen Krieg genutzt werden möge. Pfarrer Henke findet in einer kleinen Predigt und in Gebeten Worte zur neuen Glocke, die berühren. Nach einem Lied wird die Glocke am Kran befestigt und in das Turmfenster geschoben. Dort wartet sie jetzt auf die Installation durch die Firma Heidenau.
Auch die Burger Volksstimme berichtet in ihrer Ausgabe vom 29.10.2014 über das Ereignis.
Die Bilder stammen von Ralf Birkner.
Glockenweihe am 8.11.2014
Nun ist es soweit. Die neue Glocke soll zum ersten Mal geläutet werden. In einem Gottesdienst am 8.11.2014 ist die neue Glocke zum Vater Unser zum ersten Mal zu hören. Die Kirche ist sehr gut gefüllt. Unter anderem ist eine Fahrrad-Delegation aus Gommern mit dabei. Nach dem Gottesdienst verlassen die Besucher die Kirche, um draußen die Glocken zu hören. Zuerst läuten die beiden alten Glocken. Dann folgt die neue Glocke alleine - mit einem wunderschönen hellen Klang. Jetzt kommen die mittlere Glocke und schließlich die große Glocke hinzu. Vielen Besuchern stehen die Tränen in den Augen. Die Burger Volksstimme vom 11. November 2014 berichtet über das Ereignis.
Für den Förderverein geht wieder ein Projekt erfolgreich zu Ende.
Und wie weiter?
Jeden Abend um 18 Uhr läutet jetzt die "kleine" neue Glocke und ruft auf zum Feierabend: Der Tag ist vorbei - nun sollte Ruhe einkehren. Automatik macht's möglich. Und zu Trauerfeierlichkeiten auf dem Nedlitzer Friedhof kann sie von dort aus mit Fernsteuerung ein- und ausgeschaltet werden. Technik macht's möglich.
Und trotzdem behalten die beiden Vereinsmitglieder und "Nedlitzer Glöckner" - Ulrich Prosche und Peter Weber - Ihre alte Tradition bei: Jeden Sonnabend um 18 Uhr werden die beiden größeren Schwestern gemeinsam mit der neuen Glocke mit Hand geläutet, um den Sonntag anzukündigen.